Leserbrief zum Thema „Hauptschulschließung“

by Chefredakteur

von Marlies Heyn, Mönchengladbach

Solange ich die Entwicklung in Mönchengladbach bzgl. Schulpolitik verfolge, kommen pünktlich zur Veröffentlichung der Anmeldezahlen für die weiterführenden Schulen in MG die Forderungen nach einer weiteren Gesamtschule. In den letzten Jahren schienen auch die Anmeldezahlen den Forderungen zu entsprechen. In diesem Jahr war es nun anders. Es gab keinen vorgezogenen Anmeldetermin für die Gesamtschulen und Eltern mussten eine klare Entscheidung treffen, welche Schulform sie für ihre Kinder wünschen.

Unterm Strich waren es 33 Kinder in Mönchengladbach, die keinen Gesamtschulplatz bekamen. Rechtfertigt das nun, 2 Hauptschulen, die hervorragende Arbeit leisten, zu schließen und die Zügigkeit von 2 bestehenden Gesamtschulen zu erhöhen?

Zunächst einmal ist es eine einfache Rechenaufgabe. 2 Schulen mit 2 Zügen schließen, 2 Schulen um 2 Züge erweitern, das ergibt nicht unbedingt mehr Kapazität, es sei denn, man erhöht die Klassenfrequenzen. Das Gesamtschulsystem macht nur Sinn, wenn man schon bei der Einschulung auf die Drittelparität achtet. Ist dies gegeben, wenn 2 Drittel der Schülerschaft aus Schülern mit einer Hauptschulempfehlung bestehen?

Und dann ist man auch schon beim nächsten Argument, das für den Erhalt der Hauptschulen spricht. Manche Kinder brauchen einfach kleine Systeme um zu recht zukommen. Dies betrifft nicht nur die Größe der Schule, sondern auch die Kurs- und Klassengröße. Dies sind nicht nur Schüler mit einer Hauptschulschulempfehlung, sondern auch Schüler mit einem Förderbedarf und Kinder mit Fluchterfahrungen, die integriert, gefördert und inkludiert werden.

Die Schließung der Hauptschulen und die Erweiterung der Zügigkeit der Gesamtschulen mag für die Stadt Mönchengladbach momentan die preisgünstigste Lösung sein, um mehr Gesamtschulplätze einzurichten. Aber gerade in der Schulpolitik ist die preisgünstigste Lösung nicht die perspektivisch Richtige. Für das Gelingen einer guten Gesamtschule müssen alle Rahmenbedingungen stimmen, es ist nicht damit getan, nur eine Umetikettierung des Schulgebäudes vorzunehmen.

Leserbrief zu „Zwei Hauptschulen sollen auslaufen“, RP 6.05.2021

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